Logo

Für Verständnis statt Dominanz bei "Puper-Tieren": 5 Fragen an Hundetrainerin Maria Steszewski

Interview
  • Erstellt: 05.10.2021 / 16:01 Uhr von Antje Preuschoff
Maria Steszewski ist seit Anfang September mit „Trust me“ als Hundetrainerin in Brandenburg selbstständig. Die 22-Jährige hat selbst zwei Border Collies – Luna (2,5 Jahre alt) und Sky (1,5 Jahre). Im Interview spricht sie über typische Ängste und Unsicherheiten im Umgang mit Welpen sowie Junghunden und auch darüber, welche Dinge Hundehalter am besten nicht tun sollten.
Anzeige

Meetingpoint: Wie kam es, dass Sie Hundetrainerin geworden sind?
Maria Steszewski: Luna ist mein Seelenhund - und der Grund, warum ich Trainerin geworden bin. Ich habe mir immer einen Border Collie gewünscht, so einen wie in „Ein Schweinchen namens Babe“. Als ich mir dann Luna geholt habe, dachte ich, ich habe richtig viel Ahnung von Hunden. Dann war es plötzlich sehr anstrengend und ich wirklich verzweifelt und unsicher. Mir wurde klar, dass ich eigentlich keine Ahnung habe. Ich habe sogar überlegt, sie wegzugeben. Aber weil ich das nicht übers Herz gebracht habe, begann ich, mich intensiv mit Hundetraining zu beschäftigen. Das hat am Ende dazu geführt, dass ich meine Ausbildung zum Hundetrainer beim DogCoachInstitut in Berlin gemacht und die im Mai abgeschlossen habe.
Meetingpoint: Von etlichen anderen, die sich Welpen anschaffen, sind häufig ähnlich verzweifelte Erfahrungen zu hören. Ist das einfach normal?
Maria Steszewski: Ein Problem ist oft, dass die Leute alles richtig machen möchten. Sie wollen natürlich, dass sich der Hund wohlfühlt, alles passt. Sie haben eine extrem hohe Erwartungshaltung an sich. Hinzu kommen noch viele Ratschläge von außen – wie es auch in der Kindererziehung üblich ist. Das führt zu noch mehr Unsicherheit.
Meetingpoint: Sie sagen selbst, Ihre Trainingstechnik unterscheidet sich. Wie?
Maria Steszewski: Es geht viel um Bindung zum Hund. Wenn die nicht stabil ist, fangen schon viele Probleme an. Wenn sie gut ist, braucht es trotzdem Beziehungsarbeit. Wie fühlt sich der Hund, was kommuniziert er, was hat er für Bedürfnisse...
Hunde kommunizieren ganz anders, als Menschen. Das führt oft zu Missverständnissen. Das müssen wir bewusst wahrnehmen, verstehen und reflektieren. Dafür sind wir DogCoaches da – um etwas über den Hund zu lernen, zu zeigen, wie kann ich ihn verstehen. Viele Menschen müssen zudem lernen, den Hund seiner Rasse entsprechend zu nehmen und ihn auszulasten. Ich merke zum Beispiel, dass viele Hunde unterfordert werden.
Meetingpoint: Müssten die Menschen also schon bei der Wahl der Rasse besser hinschauen?
Maria Steszewski: Ja. Gerade, wenn sie sich Hunde anschaffen, die momentan sehr beliebt sind – vom Australian Shepherd über Jagdhunde oder Gesellschaftshunde. Es ist wichtig, die Leute da aufzuklären.
Noch besser ist es, sich vor dem Kauf beraten zu lassen, welche Rasse zur Person und zum Alltag passt. Als zweites empfehle ich: Schaut euch den Hund vorher in Action an, ob eure Entscheidung wirklich die richtige ist. Eines ist nämlich klar: Jeder Hund hat seine Bedürfnisse. Die muss man kennen.
Meetingpoint: Kommen die meisten Ihrer Kunden mit Welpen zu Ihnen?
Maria Steszewski: Eher weniger, sondern mit Junghunden. Die sind pupertierend und die Leute – wie bei Teenagern – damit teilweise überfordert. Wovon ich in dem Zusammenhang nichts halte, sind „Dominanztechniken“, also alles, um dem Hund zu vermitteln, wer der Chef ist. Stattdessen ist es wichtig, Geduld zu haben, Regeln, die seit dem Welpenalter gelten, konsequent durchzusetzen und Verständnis zu zeigen.
Wichtig ist auch, zu lernen, ruhig zu bleiben. Wenn etwas nicht gut läuft, ist es immer gut, sich auf seinen Hund zu konzentrieren, alles auszublenden – ein- und auszuatmen – und dann erst zu reagieren. Das lässt sich übrigens auch auf den Alltag und den Umgang mit anderen schwierigen Situationen projizieren.

Bilder

Dieser Artikel wurde bereits 7.669 mal aufgerufen.

Werbung