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Das Hirn auf Trab bringen: 5 Fragen an Gedächtnistrainerin Beate Stephan

Interview
  • Erstellt: 17.05.2021 / 07:01 Uhr von Antje Preuschoff
Beate Stephan aus Kleinmachnow weiß, wie man das Gehirn am besten auf Trab hält. Die Heilpraktikerin für Psychotherapie ist Fachtherapeutin für kognitives Training. Sie gibt unter anderem Hirnjogging-Kurse in der Akademie Zweite Lebenshälfte in der Jacobstraße. Im Interview erzählt sie, warum es so wichtig ist, die graue Masse im Kopf zu trainieren – und wie das auch im Alltag gelingt.
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Meetingpoint: Frau Stephan, wie muss ich mir eine Hirnjogging-Runde vorstellen?
Beate Stephan: Ich beginne eine Stunde mit einer bestimmten Frage, die dazu anregt, überhaupt ins Nachdenken zu kommen. In der Regel über ein Thema, über das die meisten nicht nachdenken würden. Das fördert das assoziative Denken. Dabei werden neue Informationen mit bereits bekannten Eindrücken verglichen und miteinander verknüpft.
Außerdem arbeiten wir mit Biographiearbeit oder Wortfindungs-Versuchen.
Dann folgen viele Fingerübungen sowie Koordinationsübungen der Arme und Hände. Denn es ist wichtig, alle Areale des Gehirns anzusprechen. Das Gedächtnis trainieren heißt nicht nur, Kopfarbeit zu machen.

Und wofür sind diese verschiedenen Trainingseinheiten - geistig wie körperlich - gut?
Beate Stephan: Wenn ich mein Gehirn trainiere, kann ich schneller besser wahrnehmen, bin konzentrierter und aufmerksamer.
Wenn ich die Sprachfindung trainiere, steht mir ein größeres Repertoire an Wörtern zur Verfügung. Ich kann mich besser und verständlicher ausdrücken.
Bei der Biographiearbeit erhalte ich das, was ich in Erinnerung habe. Die Menschen können dazu detailreicher und ausdrucksstärker erzählen.
Koordinationsübungen stärken zudem den Gleichgewichtssinn. Fingerübungen helfen aber auch den Teilnehmern, die Rheuma oder Arthrose haben. So bekommen sie die Chance, länger selbstständig etwas zu machen, etwa sich entspannt Kaffee einzugießen.

Bei der Akademie 2. Lebenshälfte denken viele Menschen erst einmal an Senioren. Ab welchem Alter macht Hirnjogging denn Sinn?
Beate Stephan: Es ist immer sinnvoll, etwas zu tun. Denn nach der Kindheit verändert sich die so genannte fluide Intelligenz. Es fällt schwer, neue Dinge zu lernen und sie zu begreifen. Auch die Wahrnehmung und das Gleichgewicht lassen im Alter nach.
Ich würde sagen, wichtig wird das Training mit dem Ende des dritten Lebensjahrzehnts. Wenn die Leute im Beruf stehen, wenn der Alltag einsetzt, sie in eigenen Routinen stecken und unflexibel werden.
Übrigens hatte ich in meinen Kursen in Brandenburg schon 28-Jährige dabei, sehr häufig aber vor allem Menschen in den 50ern. Jeder, der Zeit und Lust hat, kann dort mitmachen. Der Einstieg ist immer möglich.
Es kommen auch Menschen zu mir, die an Quizsendungen wie „Wer wird Millionär?“ teilnehmen und neuen Input, neue Ansätze brauchen.
Genauso gebe ich im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements in Firmen Seminare, unterstützte unter anderem mit Techniken, um besser freie Reden halten zu können.

Was denken Sie, warum gerade jüngere Menschen Hirnjogging-Kurse eher nicht besuchen?
Beate Stephan: Das Problem ist, mit dem Begriff gehen viele Leute sehr angstbehaftet um. Es ist die Angst davor, sich als „unfit“ zu outen. Das ist Unsinn, die braucht man nicht haben. Es ist im Gegenteil etwas Positives, wenn jemand sagt, ich bin fit – und genau das will ich erhalten oder sogar verbessern.
In meinen Kursen muss niemand eine besondere Leistung bringen. Da ist der Weg das Ziel. Es geht darum, das Gedächtnis zu verbessern und nicht herausragende Resultate bei den Übungen zu erzielen.

Wie kann ich denn in meinem Alltag mein Gedächtnis fit halten?
Beate Stephan: Am besten Dinge üben, die einem schwer fallen, die nicht Routine sind. Wenn man gewohnte Abläufe verändert, bleibt das Gehirn wach.
Selbst am Schreibtisch bieten sich rasche Übungen wie Überkreuzbewegungen an. Da können Sie etwa eine liegende „8“ malen: mal mit der rechten, mal mit der linken Hand oder mit beiden Händen.
Wer jeden Tag ein wenig Zeit einplant, erreicht schon viel. Gut sind fünf bis zehn Minuten mit ein bis zwei Übungen täglich. Das hilft schon.


Der nächste Hirnjogging-Kurs in der Akademie 2. Lebenshälfte findet am Freitag, 21. Mai, 12 bis 13.30 Uhr, statt. Weitere Infos gibt es [hier].
Nachfragen zum Gedächtnistraining außerdem gern an Beate Stephan per E-Mail an [beatestephan2@icloud.com].

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