Anne Schälling, sie ist Systemische Therapeutin in der Praxis "Deine Zeit-Räume", und ihre Praxiskollegin Dr. Anja Rettig wollen in der Stadt die psychosozialen Angebote besser verbinden. Dazu hatten sie Mitte Februar zu einem Netzwerktreffen eingeladen, bei dem 15 Fachkräfte aus den Bereichen Sozialpädagogik, Coaching, Psychiatrie/ Psychologie, Pflege, Jugendamt, Kinder- und Jugendtherapie sowie eine Hebammenpraxis anwesend waren. Beide betonen: Zwar gebe es ...
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... bereits verschiedene Vernetzungsstrukturen im psychosozialen Bereich. "Dennoch sehen wir Potenzial für ein breiteres systemisches Verständnis."
Doch was bedeutet das eigentlich? "Systemisch zu arbeiten bedeutet, Menschen nicht isoliert zu betrachten, sondern sie in ihren Beziehungssystemen zu sehen – sei es Familie, Partnerschaft, Schule oder Beruf. Methoden wie die Arbeit mit inneren Anteilen oder Aufstellungen können dabei helfen, neue Perspektiven zu gewinnen. Ein stärker vernetztes, systemisch orientiertes Miteinander könnte helfen, Versorgungsbedarfe besser zu erkennen, Ressourcen gezielter zu nutzen und die Qualität der psychosozialen Arbeit weiterzuentwickeln", erläutert Anne Schälling.
Der Begriff „systemisch“ ist außerhalb von Fachkreisen oft noch wenig bekannt. Er habe, so betonen beide, weniger mit „systematisch“ zu tun, sondern beschreibt eine ganzheitliche, lösungsorientierte Haltung, die verschiedene Perspektiven einbezieht. "Der Mensch wird im Kontext seiner Beziehungen betrachtet. Niemand ist einfach nur depressiv oder ängstlich – vielmehr zeigt sich ein bestimmtes Verhalten in spezifischen Lebenssituationen oder Phasen. In der systemischen Arbeit geht es oft darum, Menschen aus einer engen Problemfokussierung herauszuführen und neue Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen."
Das erste Netzwerktreffen soll ein Auftakt sein. Man wolle die stärkere Verzahnung psychosozialer, gesundheitlicher und sozialer Angebote nutzen, um die Unterstützung für Hilfesuchende in Brandenburg weiter zu verbessern.
Beim Infotreffengab es u.a. zwei Impulsvorträge über die systemische Haltung und die Möglichkeiten systemischer Arbeitsweisen den inhaltlichen Rahmen. In Kleingruppen wurde danach über den aktuellen Stand und eine mögliche gemeinsame Zukunftsvision der psychosozialen Versorgung diskutiert. "Da die Resonanz ermutigend war, möchten wir das Netzwerktreffen gern fortsetzen und weiterentwickeln", bilanzieren Schälling und Rettig.
Wer Interesse hat, sich zu vernetzen, den systemischen Gedanken des Mit-Einander-Verbunden-Seins zu stärken oder sich in den interdisziplinären Austausch einzubringen, kann sich unter [praxisanjarettig@gmail.com] oder [praxisanneschaelling@gmail.com] melden.