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Fünf Frauen mit großem Geldbeutel und großem Herz

Historisches
  • Erstellt: 22.01.2025 / 18:01 Uhr von Marcus Alert
Fünf Frauen, die zum Wohle der Stadt Brandenburg Stiftungen ins Leben riefen, wurden noch vor 1945 in der Wilhelmsdorfer Vorstadt mit Straßennamen bedacht. Doch das weiß heute kaum noch jemand. Denn nur die Insider können die Tismar-, die Göden, die Kleist-, die Koppehl- und die Maerkerstraße mit diesen fünf Frauen in Verbindung bringen. Die Stadtverordneten vergaben die Namen Tismar und Göden bereits 1887. Koppehl folgte 1919. Die Maerkerstraße ist für 1931 nachweisbar. „Wir haben bisher noch nicht alle Beschlüsse gefunden“, verrät die Leiterin des Heimatmuseums Anja Grothe.

Doch auf Stadtplänen könne gut man nachvollziehen, wann die Straßen ihre Namen erhalten hätten. Am Mittwoch erhielten die Straßenschilder Zusätze, die die Straßennamen erklären. Die entsprechenden Daten trugen Anja Grothe und die Museumsmitarbeiterin Heike Köhler zusammen. Die Quellenlage ist allerdings eher dürftig. Von keiner der fünf Stifterinnen konnte ein Foto gefunden werden. Interessant ist die Kleiststraße, die es ab 1904 als Teil der Hochstraße gab. 1913 wurde der Name dann in die Wilhelmsdorfer Vorstadt verlegt.

Zu zwei der Stifterinnen war eine aufwändigere und langwierige Recherche über drei Bundesländer und deren Archive notwendig, denn die Lebensdaten von Caroline Tismar und Dorothea Luise Göden konnten nicht oder nur unvollständig im Stadtarchiv oder im Domstiftsarchiv ausfindig gemacht werden. Caroline Tismar (1785-1857) lebte in Magdeburg und Berlin, dürfte aber häufig bei ihrem Großvater Georg Tismar zu Besuch gewesen sein, der in Brandenburg Bürgermeister war. Sie und ihre Mutter Marie-Katharine Tismar gründeten mehrere Stiftungen für bedürftige und kranke Frauen. Das Stiftungskapital für Brandenburg an der Havel umfasste, ebenso wie das in Magdeburg, 20.000 Taler. Auch Magdeburg ehrte diese Stifterin mit einer Tismarstraße.

Dorothea Luise Göden (1715-1797) stiftete 1796 exakt 4.000 Taler für den Bau eines Armenhauses. Als langgestrecktes einstöckiges Gebäude entstand es an der Kreuzung von Jakob- zur Bauhofstraße. Als im Laufe des 19. Jahrhunderts dieser Bereich für den Bau bürgerlicher Häuser begehrter wurde, musste das Armenhaus weichen. Es zog 1881 in einen Neubau in der Wilhelmsdorfer Straße. Der Klinkerbau ist bis heute, als Sitz der Seniorengemeinschaft Nora, erhalten. Um 1900 findet man das „Göden“-Stift noch auf Stadtplänen.

Charlotte Friederike Emilie Kleist (1804-1881) war die unverheiratete Tochter des hiesigen Kaufmanns und Stadtrats Christian Friedrich Kleist. Die in ihrem Todesjahr entstandene Emilie-Kleist-Stiftung unterstützte verschiedene Wohltätigkeitsvereine und andere milde Stiftungen. Dazu gehörten der örtliche Zweigverein des Vaterländischen Frauenvereins, der Diakonissen-Verein, der Städtische Frauenverein und die Neu- und Altstädtische Kinderbewahranstalt.

Louise Amalie Koppehl (1802-1886) schrieb in ihrem Testament ihre Stiftung fest. Durch sie sollten kranke und bedürftige unverheiratete Frauen, die älter als 40 Jahre waren, auf Lebenszeit unterstützt werden. Die umfangreichste Stiftung stammte aus dem Nachlass von Marie Maerker (1830-1915). Sie hatte von ihrem Bruder ein Vermögen geerbt. Ihre „Kranken- und Armenstiftung der Stadt Brandenburg“ hatte ein Kapital von 1,2 Millionen Mark. Die Zinsen wurden zur Unterstützung von Armen und bedürftigen Kranken sowie Augenkranken im Krankenhaus genutzt. Heute wäre die Einlage immerhin etwa 4,5 Millionen Euro wert.

Bilder

Bauhof-Mitarbeiter Dennys Rätzel schraubte die Zusatzschilder an.
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