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Als der „Eiserne Gustav“ Station in der Havelstadt machte

Historisches
  • Erstellt: 17.01.2025 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Gustav Hartmann ging als der „Eiserne Gustav“ in die Geschichte ein. Der Schriftsteller Hans Fallada machte ihn mit seinem 1938 verfassten Roman berühmt, der 1958 mit Heinz Rühmann und 1979 mit Gustav Knuth in der Titelrolle verfilmt wurde. Was weniger bekannt ist, dass der Droschkenkutscher Gustav Hartmann sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückfahrt im damaligen Brandenburger Hotel „Zum weißen Schwan“, in der heutigen Hauptstraße 9, übernachtete.

Der am 4. Juni 1859 in Magdeburg geborene Gustav Hartmann betrieb in Berlin-Wannsee eine Droschkenkutsche, besaß aber wohl auch schon ein Taxi. Der Fuhrunternehmer war trotzdem einer der letzten Droschkenkutscher. Um auf den Niedergang seines Gewerbes aufmerksam zu machen, entschloss er sich 1928 mit seiner Droschke auf den Weg nach Paris zu machen. Sein Pferd Grasmus zog das Gespann. Es wird allerdings angezweifelt, dass das Pferd den kompletten Weg zurückgelegt hat, wird vermutet, dass die Pferde mindestens zweimal ausgetauscht wurden. Den Namen „Eiserner Gustav“ trug Hartmann bereits vor Antritt der Fahrt. Den hatte er bekommen, weil er am Bahnhof Wannsee immer auf den letzten Zug wartete.

Am 2. April 1928 startete er. Der Zeitungsreporter Hans Hermann Theobald begleitete ihn. Am 4. Juni, seinem 69. Geburtstag, kam Gustav Hartmann in Paris am Eiffelturm an. Der deutsche Botschafter Leopold von Hoesch richtete ihm zu Ehren einen Gala-Abend aus. Durch die Berichte seiner legendären Fahrt über immerhin 1000 Kilometer war er längst zu einer Berühmtheit geworden. Außerdem wurde die Fahrt politisch als Beitrag zur Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich genutzt.

Auf dem Rückweg, einem wahren Triumphzug, machte Gustav Hartmann wieder Station in Brandenburg. Nun nahm auch der „Brandenburger Anzeiger“ Notiz von ihm. „Er war stets umlagert von einer Schar Neugieriger, die ihn ausfragten und die Echtheit seines Zylinders, Bartes, seines Pferdes „Grasmus“ und seiner Medaillen prüften“, berichtete die Zeitung. „Ich machte damals für die Zeitung das Foto und bekam dafür zehn Mark“, erinnerte sich Erich Lange. Sein Vater Robert betrieb von 1920 bis 1932 den „Weißen Schwan“. „Er ließ sich im Gastraum aushalten und verkaufte Postkarten“, so Erich Lange.

Gustav Hartmann hielt sich zwei Tage in der Havelstadt auf. Er besuchte nicht nur fast jede Gaststätte, sondern auch das Opel-Autohaus Gentz & Co, um Grüße vom Rüsselsheimer Stammhaus auszurichten. In einem Opel sitzend, wurden ihm danach auch die Sehenswürdigkeiten der Stadt gezeigt. Auf seinen besonderen Wunsch wurde auch ein Altersheim besucht. Am nächsten Tag ging es weiter, zog er schließlich im September 1928 durch das Brandenburger Tor in Berlin ein. 30.000 Menschen sollen ihn begrüßt haben. Kurz danach gründete er die Gustav-Hartmann-Stiftung für Hinterbliebene von bei der Ausübung ihres Berufes zu Tode gekommenen Taxifahrern. Hartmann starb am 23. Dezember 1938. In Berlin gibt es heute den Gustav-Hartmann-Platz. Dort steht auch ein Denkmal, das an ihn erinnert.

Bilder

Der Eiserne Gustav mit seiner Droschke im Innenhof des „Weißen Schwans“. Foto: Archiv Alert
Blick in den Innenraum der Gaststätte. Foto: Archiv Alert
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