Das Haus am Mariengrund in der Bergstraße, im Frühjahr 2018 eröffnet, ragt ein wenig in den Marienberg hinein. Das Grundstück hat eine längere Geschichte. Hier wurde bereits 1884 durch die in der Hauptstraße ansässige Ahlertsche Brauerei ein Sudhaus errichtet, gab es hier zuvor schon einen ausgedehnten Lagerkeller. Auch, weil der Börner´sche Kaffeegarten auf der anderen Straßenseite zwischen 1852 und 1861 Hauptabnehmer des hier gelagerten bayrischen Bieres war. Ab 1886 firmierte der Betrieb als Kaiserbrauerei der Herren Robert Schuppan und Albert Zimmermann, die die Produktion in die Bergstraße verlegten.
Am 15. August 1894 übernahm der bayrische Gastwirtssohn Ottmar Dirr die Kaiserbrauerei. Erst wurde nur Fassbier vertrieben, 1903 kam Flaschenbier hinzu. Im Dezember 1913 firmierte sich der Betrieb in Adler-Brauerei Dirr & Co. um. Adler-Bier wurde danach schnell eine anerkannte Marke. Ottmar Dir sorgte zügig für eigenen Absatz und betrieb gleich mehrere eigene Gaststäten wie die „Adler-Terrassen“, den „Adler-Bräu“ oder den „Goldenen Anker“. Ein Jahr vor seinem Tod, 1929, übergab Ottmar Dirr die technische Leitung des Unternehmens an seinen Sohn Gerhard. Alleininhaberin war dann ab 1930 die Witwe Ida Dirr, die ihren Schwiegersohn Kurt Röthing die kaufmännische Leitung übertrug.
Beide Geschäftsführer verstarben 1939 innerhalb von 14 Tagen. Der Betrieb überstand den 2. Weltkrieg zwar mit einigen Schäden, konnte aber schnell die Produktion wieder aufnehmen. Mit Pferdegespannen wurden nun Bier und Limonade ausgeliefert. Trotz Schwierigkeiten mit der Technik und unzureichender Anlieferung von Rohstoffen konnte 1969, nun unter Leitung des Gründer-Enkels Peter Dir, das 75-jährige Bestehen der Adler-Brauerei gefeiert werden. Am 1. Mai 1972 wurde der Betrieb als VEB Adler-Brauerei in staatliches Eigentum überführt, Peter Dir war nun Leiter des Betriebes, der 36 Mitarbeiter hatte.
Ab 1978 wurde an diesem Standort nicht mehr gebraut. Wie auch die Firmen Luneburg und Dauter, gehörte die Adler-Brauerei nun zum VEB Getränkeproduktion. Der Bau einer neuen Brauerei in Potsdam-Rehbrücke (1979/80) läutete das Ende der Brandenburger Brauerei ein. Ab 1979 wurde nur noch angeliefertes Bier in Fässer umgefüllt. Mit der Wende stellte Peter Dirr einen Reprivatisierungsantrag. Bis auf die Sudpfannen war die Ausstattung zwar noch komplett erhalten, doch eine Wiederaufnahme der Produktion war illusorisch. So entstand 1990 der Adler-Getränkevertrieb. Als Peter Dir 1991 starb, übernahm seine Tochter Cornelia. Zehn Jahre später verkaufte die Familie an die Volkssolidarität. Die begann zwar 2008 den Abriss, verkaufte 2016 die Immobilie weiter. Innerhalb kürzester Zeit entstand danach die heutige Senioren-Residenz.