Vor 110 Jahren hatte die Stadt Brandenburg gleich zwei Rolande. Der aus Sandstein stand bereits seit 1474 vor dem Neustädtischen Rathaus und der aus Holz hatte seit dem 17. Oktober 1915 seinen Platz direkt neben dem Altstädtischen Rathaus. Der aus Holz war vier Meter groß und entstand erst im 1. Weltkrieg. Der ging damals in sein zweites Jahr. Da war die anfängliche Euphorie mit Hoffnung auf einen schnellen Sieg schon längst vorbei, und man sah die Folgen des Krieges auch bei sich zu Hause: Tote, Verletzte und viele Invaliden. Nun galt es, den Patriotismus wachzuhalten.
Da entstand in ganz Deutschland die Idee der sogenannten Kriegsnagelungen. Gegen eine Zahlung konnte der Roland mit eisernen, silbernen oder goldenen Nägeln benagelt werden. Auch die Stadt Brandenburg griff die Idee auf. Der Holzbildhauer Reinhold Hildebrandt schuf den hölzernen Roland aus einem Pappelstamm. „Die auf dem Altstädtischen Markt stehende Rolandfigur soll durch Nagelung in Eisen gehüllt werden“, warb die Stadt mit einer vom hiesigen Zeichenlehrer Walter Garski gestalteten Postkarte. Auf der Vorderseite stand das Zitat „Wir sollen besiegt werden? Ausgeschlossen, vollkommen ausgeschlossen“, des Reichspräsidenten und hiesigen Domherrn Paul von Hindenburg.
Für eine halbe, eine und drei Mark konnten unterschiedliche Nägel erworben werden. Die gab es beim Armenhaus-Inspektor Michaelis am Altstadt Markt 9. Den ersten Nagel in die aus Pappelholz gefertigte Figur schlug Brandenburgs Ehrenbürger und Ex-Bürgermeister Rudolf Hammer ein. Der Ertrag der Nagelung war für die Witwen und Waisen der Kriegsteilnehmer bestimmt. Schnell waren alle Nägel verkauft. Nach dem verlorenen Krieg kam der Roland in das Kriegerdenkmal, später in die Bismarckwarte. Dann verlieren sich allerdings seine Spuren.
Im Jahre 1995 hatte auch Klaus Palinski die Idee der Nagelung eines hölzernen Rolands. Den schuf er, 2,80 Meter hoch, in seiner Garage. Dann stellte er ihn dem Brandenburger Dom zur Verfügung, der damals geradezu verzweifelt Spenden sammelte, um den Dom zu retten. Oberbürgermeister Helmut Schliesing schlug schließlich den ersten Nagel ein, ehe Ehrenbürger Friedrich Grasow den Hammer schwang.