Eine mehr als wechselvolle Geschichte hat das einstige „Haus der Freundschaft“ hinter sich. Als Volksgarten diente das Haus in der Bergstraße 20 als Versammlungslokal der Arbeiter, in der Nazi-Zeit versammelte sich hier die NSDAP und in der DDR-Zeit wurde in diesem Haus die deutsch-sowjetische Freundschaft gepflegt. Nach der Wende betrieb Günter Weber die Bismarck-Terrassen, Ronny Schlusche parallel sein Computergeschäft und die Puppenbühne nutzte zugleich den Saal. Jetzt aber steht das Haus vor dem Abriss.
Schon im Mittelalter soll es hier eine Ausspanne für die gegeben haben, die wegen der Schließung der Tore abends nicht mehr in die Altstadt kamen. 1844 ist an dieser Stelle „Hohmanns Kaffeehaus“ nachgewiesen. Der Sozialdemokrat Mengert betrieb von 1889 bis 1909 das Haus als „Volksgarten“. Am 1. Mai 1890 begingen die Brandenburger Arbeiter hier erstmals den 1. Mai und zwei Monate später erfolgte die Neugründung der damals noch verbotenen SPD. Auch die Arbeiterjugend wurde hier, am 7. Februar 1909, nun in „Kähnes Volksgarten“, gegründet. 1924 übernahm die Adler-Brauerei die Immobilie und benannte sie in Adler-Terrassen“ um.
Nach dem Krieg nutzte das alte „Hoftheater“ als Interimslösung die Bühne für ihre Aufführungen. Im Jahre 1951 zog die 1949 gegründete Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft in das Haus, war es eines der ersten Kulturhäuser dieser Art in der noch jungen DDR. Vorrangig sowjetische Filme wurden gezeigt, Vorträge gehalten und auch Teeabende organisiert. Großer Beliebtheit erfreuten sich die Schachturniere und im Saal fanden Sportsichtungen statt. Ende der 1960er Jahre wurde der alte Theatersaal in einen Kulturraum umgewandelt.
Mit der Wende suchte die Stadt dann neue Mieter. Die Gaststätten „Kalinka“ und „Märkischer Adler“ hatten nur kurzen Bestand. Nach Umbauarbeiten eröffnete dann Günter Weber am 11. Dezember 1991 seine „Bismarck-Terrassen“. Die Gaststätte war Kult. Sogar Bundeskanzler Gerhard Schröder aß hier ein Eis und als Günter Weber, verkleidet als Reichskanzler Otto von Bismarck, seinen Säbel zog, sprangen die Personenschützer geradezu panisch auf. Ein weiterer Mieter war die Puppenbühne des Brandenburger Theaters. Aber auch die Jugendkulturfabrik und ein Fitnesscenter, auf 400 Quadratmeter, waren hier zeitweise Mieter.
Im Jahre 1999 gab es einen Besitzerwechsel, erwarb Ronny Schlusche die Immobilie und richtete direkt neben der Gaststätte seinen Computerladen ein. Im Obergeschoss gab es nach dem Auszug des Kulturbüros mehrere Wohnungen. Als Weber 2016 ohne Vorankündigung und praktisch über Nacht seine Gaststätte trotz noch laufenden Vertrages schloss, fiel eine wichtige Einnahmequelle weg. 2022 entschloss sich Ronny Schlusche schließlich angesichts des Sanierungsstaus zum Verkauf. Eine Investgesellschaft erwarb die Immobilie. Ein erster von einem Berliner Architekten eingereichter Plan, der die Aufstockung um ein weiteres Geschoss und den Ausbau zu einem Mehrfamilienhaus vorsah, wurde von der Stadt jedoch bereits vor zwei Jahren abgelehnt. Seitdem gab es keine weiteren Aktivitäten seitens des neuen Eigentümers.