Unter der Thematik „Kriegszüge und Heerlager“ in der Chronik „100 Jahre Eigene Scholle/ Wilhelmsdorf“ hat der Hobbymilitärhistoriker Frank Breckow einige Informationen zum Heerlager von Reckahn von 1741 geschildert. In diesem Beitrag werden diese ergänzt. Ältere Bewohner aus Reckahn erinnern sich bestimmt noch an die Denkmalpyramide mit der an ihr angebrachten Bronzetafel. „Im Jahr 1741 stand hier gegen Osten das preußische Lager von 42.000 Mann in zwölf Treffen ein halbes Jahr von Göttin bis Krahne zum großen unersetzten Schaden dieser Güter“
Das schlichte Denkmal in seiner vorwurfvollen Inschrift vermittelt der Nachwelt die Kunde von einem großen Heerlager, das die Truppen Friedrich des Großen auf der Reckahner Feldmark während des ersten Schlesischen Krieges bezogen hatten. Als sich Friedrich II. von Sachsen und Hannover bedroht fühlte, stellte er auf der Reckahner Feldmark ein starkes Beobachtungsherr auf, dass sein Land gegen feindliche Angriffe sichern sollte. Der Mittelpunkt des Truppenlagers, das sich von Göttin bis Krahne erstreckte, war Reckahn. Der Kommandeur des Lagers, Generalfeldmarschall von Katte wohne im Reckahner Schloss. Er starb schon nach zwölf Wochen, aber das Schloss war nach seinem Ableben unbeschreiblich verwüstet. Bedienstete des Feldmarschalls, die in der Gerichtstube wohnten verbrannten u.a. Akten und Familienurkunden, weil es ihnen zu kalt war.
Am Sonnabend vor Ostern 1741 kam das erste Regiment in Brandenburg an. Am ersten Osterfeiertag, am 2. April 1741 rückte dieses Regiment mit zwei anderen Regimentern in das Lager ein. Das hier untergebrachte Militär bestand aus 35 Bataillonen Infanterie, 18 Kompanien Grenadieren, 34 Geschützen und einer Abteilung Train (Abteilung Transportwesen). Die einzelnen Truppenteile hatten in zwei Gliedern Aufstellung genommen.
Auf dem rechten Flügel des ersten Gliedes standen vier Regimenter Kavallerie unter dem Kommando des Markgrafen Friedrich. Daran schlossen sich 23 Infanteriebataillone und nach Süden bis Krahne drei Kavallerieregimenter an. Im zweiten Glied standen an den Flügeln die Platendragoner und in der Mitte zwölf weitere Infanteriebataillone sowie ein Artilleriepark. Wer genau auf die Karte auf Seite 41 der Chronik schaut, sieht, dass sich das Heerlager bis zum Buhnenhaus erstreckte. Am heutigen Buhnenhaus gab es sogar einen provisorischen Hafen zum Umschlag von Gütern.
Nach dem Tod des Feldmarschalls von Katte führte Fürst Leobold von Dessau den Oberbefehl über das Lager. Von höheren Führern im Lager die Generale Markgraf Friedrich, von Flantz, von Sydow, von Platen und Prinz von Zerbst. Das Provinzamt und die Bäckerei des Lagers befanden beim Vorwerk Schmölln in der Nähe des Buhnenhauses. Als Lazarett diente das ehemalige Abthaus in Brandenburg (Abtstraße 20/21). Das Heerlager fügte den Rockowischen Gütern erheblichen Schaden zu.
Auf Befehl Friedrich des Großen vom 9. August 1741 wurde im Heerlager von Reckahn auf dem Mühlenberge bei Göttin von Major Madrodt am 5. September 1741 das Regiment der Schwarzen Husaren aufgestellt. Am 10. Juni 1807 hatte dieses Regiment seinen bekannten Waffengang in der Schlacht bei Heilsberg, bei dem es bis dahin unbesiegten Heere Napoleons empfindliche Verluste beigebracht hatte.
1742 wandte sich der ehemalige Minister Friedrich Wilhelm von Rochow mit persönlichen Schadenersatzansprüchen in Höhe von 29274 Talern und für die Bauern in Höhe von 9600 Talern an den König. Leider blieb er erfolglos und fiel beim König ungnädig auf. Der Sohn Friedrich Eberhard von Rochow, der bekannte Pädagoge, der die Güter 1760 übernahm, veröffentlichte an der Steinpyramide jene freimütige Inschrift noch zu Lebzeiten des Königs. Gleichzeitig ließ Friedrich Eberhard von Rochow an der Pyramide einen Spiegel anbringen, durch den er im Schloss den Sonnenuntergang beobachten konnte. 1907 ließ dann sein Nachfahre Major von Rochow, die inzwischen verwitterte Tafel durch eine Bronzetafel ersetzen. Und an Stelle des inzwischen zerbrochenen Spiegels lies der Major ein 90 Zentimeter hohes Reliefbild Friedrich des Großen mit nachfolgender Inschrift anbringen:
„Hier sah Friedrich Eberhard von Rochow in einem Spiegel die Sonne untergehen. Das Glas zerbrach. Eine dankbare Nachwelt setzte an seiner Statt das Bildnis des Großen Königs, indem die Sonne Preußens aufging. A.D.1907“
Die Enthüllungsfeier fand am 4. August 1907 statt.
Die beiden Bronzetafeln wurden 1920 gestohlen und später in der Plane wiedergefunden. Erst nach längerer Zeit wurden sie wieder angebracht.
So erzählt die Steinpyramide heute noch von dem kriegerischen Leben, dass sich vor guten 280 Jahren auf der Reckahner Feldmark und Teilen von Wilhelmsdorf abgespielt hatte.