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Lost Place: Wie der Schweine-Gränert zu seinem Namen kam

Historisches
  • Erstellt: 24.12.2024 / 19:01 Uhr von Marcus Alert
Die Bezeichnung „Schweine-Gränert“ ist auf keiner Karte verzeichnet. Gemeint ist die Halbinsel am Rande des Naturschutzgebietes Gränert, wo früher ein Gutshaus stand. Dort entstanden 1954 drei gemauerte Stallanlagen. Die LPG „Rotes Banner“ hielt dort etwa 20 Jahre lang Schweine und auch Kühe. Davon ist heute so gut wie nichts mehr zu sehen. Als Ausgleichsmaßnahme für den Bau des Havelradweges, der direkt an diesem Gelände vorbeiführt, wurden um das Jahr 2003 die zu diesem Zeitpunkt längst zerfallenen Ställe abgerissen.

Das 1998 entstandene Naturschutzgebiet Gränert reicht vom Möserchen und Breitlingsee bis nach Mahlenzien. Bewohnt war der Gränert jedoch immer nur im Bereich der Halbinsel. Erst lag dort das verschwundene Dorf Derenthin, dann eine Meierei, später ein Rittergut und zuletzt eine Försterei. 1437 erwarb das Brandenburger Domstift den Gränert vom Magdeburger Erzbischof. 1656 wird der Brandenburger Bürger Jacobus Moritz als Besitzer genannt. Spätere Eigentümer waren die Familie von Görne, Bernhard Daniel Müller, die von Schierstädt, die Brandenburger Familie Blell, der Potsdamer Kommerzienrat Baer und Ludwig Hermann Lerche.

Im Jahre 1849 fiel der Gränert an die Grafen von Wartensleben auf Rogäsen. Sie ließen sofort die erstmals im 17. Jahrhundert nachgewiesene Kapelle nebst Turm erneuern. 1935 war das kleine Kirchlein dann aber wieder baufällig. Der Graf von Wartensleben informierte 1935 damals das Pfarramt in Kirchmöser darüber, dass die Kapelle nicht mehr nutzbar sei und legte ein Gutachten des Maurermeisters Alfred Dohrmann bei. Um 1950 verschwanden die letzten Reste der Kapelle.

Daneben gab es noch ein Rittergut, woraus später ein Forsthaus wurde. Die Herren von Wartensleben, die den landwirtschaftlichen Betrieb eingestellt und alle Flächen aufgeforstet hatten, wurden nach dem 2. Weltkrieg im Zuge der Bodenreform enteignet. In das Forsthaus und die Nebengebäude zogen nun Flüchtlingsfamilien ein.

Als die LPG das Gelände für sich entdeckte, wurde das Haus LPG-Verwaltungssitz. Von dort führte ein Weg parallel zu den Schienen in Richtung Brandenburg, der per Bahnübergang über die Schienen und von dort zur Buckaubrücke führte. Gegenüber vom Gut gab es eine Brücke über die Schienen und dann weiter nach Kirchmöser. Die Brücke war zu niedrig für die einsetzende Elektrifizierung und wurde laut dem Ortschronisten Uwe Wartenbach wohl Mitte der 1970er Jahre gesprengt.

Das recht idyllisch am Wasser gelegene Grundstück war so interessant, dass das BMK Ost, das Werk für Gleisbaumechanik und das Weichenwerk das Gelände Ende der 1970er Jahre von der LPG erwarben, um dort eine Ferienanlage zu errichten. Dieser Plan wurde jedoch nie realisiert.

Bilder

Die verlassenen Stallanlagen in den 1990er Jahren. Foto: Stephanie Klauß
Der noch vollständig erhaltene alte Gränert im Schnee. Foto: Archiv Wartenbach
Die zerfallene Gränert-Kapelle. Foto: Archiv Wartenbach
Vom Gutshaus auf dem Gränert ist heute kaum noch etwas zu entdecken. Foto: Archiv Wartenbach
Die um 1975 abgerissene Gränert-Brücke. Foto: Archiv Wartenbach
Die Gränert-Kapelle in einem guten Zustand. Foto: Archiv Wartenbach
Auf dieser Fläche standen früher die Stallanlagen. Foto: Alert
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