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Aus dem Mauerwerk herausgerissen: Das Hohenzollernrelief

Historisches
  • Erstellt: 13.12.2024 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Eigentlich sollte das Hohenzollernrelief, das den Einzug des Burggrafen Friedrich in die Stadt Brandenburg darstellt, erst anlässlich der Siegesfeiern und somit nach Beendigung des 1. Weltkrieges am Plauer Torturm angebracht und feierlich enthüllt werden. Am 19. März 1918 schrieb der „Brandenburger Anzeiger“ dann von der Einweihung „als Zeichen deutscher Siegeszuversicht“. Am 22. März 1918, dem 121. Geburtstag Kaiser Wilhelms I., wurde das nach dem 2. Weltkrieg eingeschmolzene Bronzebildnis feierlich enthüllt. Die letzten Spuren wurden übrigens erst 1965 getilgt, als die in Muschelkalk ausgeführte Reliefumrahmung heraus gestemmt und die Lücken im Mauerwerk verfüllt wurden.

Schöpfer der Tafel war im Jahre 1912 der Berliner Bildhauer Professor Ernst Gustav Herter (1846-1917), der sie ursprünglich für das auf der Langen Brücke in Potsdam geplante Standbild Kaiser Wilhelm I. angefertigt hatte. Doch der Ausbruch des Krieges verhinderte die Umsetzung dieses Planes. So stand das Relief, das die Gemahlin des Kaisers zu wohltätigen Zwecken dem Roten Kreuz überlassen hatte, zum Verkauf, was ganz offensichtlich auch dem hiesigen Blechspielzeug-Fabrikanten Ernst Paul Lehmann zu Ohren kam. Der Hohenzollern-Verehrer kaufte kurzerhand das Kunstwerk.

Das Relief zeigt den Augenblick der Ankunft des Burggrafen Friedrich im Jahre 1412 in der Stadt Brandenburg. Im Hintergrund sind die Marienkirche und der Rathenower Torturm zu erkennen. Der Hohenzoller wird von einem Gefolge aus Rittern begleitet. Empfangen wird er vom Bischof – am Krummstab zu erkennen - und von den Bürgermeistern der beiden Städte Brandenburg und ihren Frauen. Die Muschelkalk-Umrahmung erhielt neben den Firmeninitialen „E.P.L.“ die Inschriften „Hie guet Brandenburg“ und „Die Antwort auf Wilson“. Der amerikanische Präsident Thomas Woodrow Wilson hatte am 10. Februar 1915 gedroht Deutschland für alle Schäden an amerikanischen Schiffen verantwortlich zu machen, den Kriegseintritt der USA aber erst am 6. April 1917 verkündet.

Angesicht des Krieges erfolgte die Einweihung in einem relativ kleinen Kreis. Ernst Paul Lehmann nebst Gattin war genauso mit dabei wie der Oberbürgermeister Franz Schleusener mit Frau sowie der Schöpfer der hiesigen Bismarckwarte Professor Bruno Möhring. Angetreten waren Soldaten der Garnison sowie Vertreter der einzelnen Körperschaften. Zum Abschluss spielte die Kapelle des Ersatzbataillons Füsilierregiment Nr. 35 das Lied „Deutschland, Deutschland über alles“.

Bilder

Das Hohenzollernrelief zeigt den Einzug des Burggrafen. Foto: Archiv Alert
Fabrikant Lehmann und OB Schleusener nebst Frauen mit Künstler Möhring bei der Einweihung. Foto: Archiv Alert
Am Plauer Turm ist die Tafel stadtauswärts auf dem alten Foto zu erkennen. Foto: Archiv Alert
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