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Als Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht vor 75 Jahren das Pionierhaus besuchten

Historisches
  • Erstellt: 09.12.2024 / 09:01 Uhr von Marcus Alert
Die Führungsspitze der noch jungen DDR stattete vor 75 Jahren der Stadt Brandenburg einen Besuch ab. Am 9. Dezember 1949 erschienen der Präsident der DDR Wilhelm Pieck und der 1. Sekretär der SED Walter Ulbricht im damaligen Pionierhaus. Das befand sich dort, wo heute das Caritas-Seniorenzentrum steht. Das Pionierhaus war einige Monate zuvor, am 24. Juli 1949, im ehemaligen Haus der Freimaurerloge „Friedrich zur Tugend“ eingerichtet und feierlich eröffnet worden. Es war das erste Haus dieser Art in der DDR. Bis 1983 sollten noch 141 folgen.

Pieck und Ulbricht eröffneten nicht nur das Haus, sondern verliehen ihm auch gleich noch einen Namen. Die ortsansässigen SED-Genossen und besonders Max und Mia Herm hatten im Vorfeld beim ZK der SED für Helmut Schinkel plädiert. Schinkel, der mit zwei Jahren nach Brandenburg kam, war Reformpädagoge und arbeitete lange in der Sowjetunion, wo er schließlich aufgrund der Stalin-Verfolgungen verurteilt wurde und 1946 in einem Lager starb. Das war wohl auch der Grund, warum das Pionierhaus nicht seinen Namen tragen durfte. Stattdessen erhielt es den Namen „Walter Ulbricht“.

Wie später auch in vielen anderen Städten stellte Brandenburg der Pionierorganisation ein historisches Gebäude zur Verfügung. Das Grundstück hatte von 1583 bis 1795 jedoch erst einmal als Begräbnisplatz gedient. Später wurde die Fläche parzelliert und an Privatpersonen veräußert. Das Haus Nummer 23 in der Neustädtischen Heidestraße erwarb schließlich im Jahre 1818 die Freimaurerloge „Friedrich zur Tugend“. Fünf Jahre darauf kam der dahinter gelegene Garten hinzu, wo 1833 ein stattliches Gartenhaus errichtet wurde. 1846/47 erbauten sich die Freimaurer ihren großen Logensaal.

Die Nazis enteigneten die Loge im Jahre 1933 und der Spielzeugfabrikant Ernst Paul Lehmann erwarb die Immobilie. Seine Erben, er starb 1934, veräußerten das Haus mit Garten an die Stadt. Bis 1945 befand sich hier das Gartenlokal „Stadtpark“. In den letzten Kriegstagen wurden die Räume jedoch als Lazarett genutzt, dann als Siechenhaus. Als die Kommune diese Immobilie der Pionierorganisation zur Verfügung stellte, war diese in einem erbärmlichen Zustand.

Meterhoher Schutt, fehlende Wände oder auch große Löcher darin prägten den Gesamteindruck. Verschiedene Betriebe packten mit an, so zog langsam wieder Glanz in das Gebäude ein. Dort wurde nach der Eröffnung gebacken, Mandoline gespielt, es gab junge Geiger, Flugmodellbauer oder Briefmarkensammler. Es wurde aber auch gestrickt, gehäkelt und genäht. Wegen dieses Hauses wurde kurzerhand die Neustädtische Heidestraße in Pionierstraße umbenannt.

Am 16. August 1983 brannte das Gebäude dann aber bis auf zwei Räume völlig aus. Ein Wiederaufbau wurde schnell zu den Akten gelegt. Mehrere Wochen nutzte das Pionierhaus-Team verschiedene Räumlichkeiten, ehe man in die damalige Hans-Beimler-Schule nach Brandenburg-Nord zog. Die wurde extra für die neue Nutzung leergezogen, was angesichts sinkender Schülerzahlen kein Problem darstellte. Kurz nach der Wende wurde jedoch der Betrieb eingestellt.

Dafür zog aber wieder Leben in die Logenruine ein. Die Weltkugelstiftung der Freimauer verkaufte im Jahre 1994 das zuvor an sie rückübertragene Grundstück in der zurückbenannten Neustädtischen Heidestraße an die Caritas-Altenhilfe, die darauf das Caritas-Seniorenzentrum St. Benedikt errichtete.

Bilder

Das eingerüstete Pionierhaus wohl in den 1970er Jahren. Foto: Archiv Alert
Das einstige Logenhaus wurde nach dem Brand von 1983 nicht mehr angerührt. Foto: Alert
Bis zur Wende verfiel die Ruine immer mehr. Foto: Alert
Auch der Logensaal überstand das Feuer 1983 nicht. Foto: Alert
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