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Lost Place: Der Weltkriegs-Bunker des Klinikums

Historisches
  • Erstellt: 08.12.2024 / 17:01 Uhr von Marcus Alert
Das Brandenburger Klinikum verfügt über einen ganz besonderen Fahrradkeller. Seit gut 25 Jahren wird dafür ein Teil des ehemaligen eingeschossigen Weltkriegs-Operationsbunkers genutzt. Der befindet sich unter dem oberen Parkplatz. Dies war aber nicht der einzige Bunker über den das Krankenhaus während des Zweiten Weltkrieges verfügte. Etwa dort, wo sich heute die Notaufnahme befindet, stand auch noch ein riesiger Hochbunker. Im Frühjahr 1939 wurden mehrere Städte, darunter Brandenburg, zu Luftschutzorten 1. Ordnung ernannt. Im Oktober 1940 speckte …

… eine Prioritätenliste jedoch die Zahl der Orte deutlich ab, gab es regional jetzt nur noch für Berlin und Brandenburg staatliche Mittel für den Bunkerbau. Für sieben Millionen Reichsmark sollten nun in der Havelstadt elf Bunkeranlagen entstehen. Einige Wochen später war schon Baubeginn für sechs mehrgeschossige Hochbunker. Regionale Baufirmen wurden mit der Ausführung betraut. Andere Bauprojekte wurden hintenangestellt.

Am Krankenhaus wurde an beiden Projekten gleichzeitig gearbeitet. Da Arbeitskräfte wegen des Krieges rar waren, wurden verstärkt ausländische Arbeitskräfte und Kriegsgefangene eingesetzt. Im November 1941 waren die Rohbauten fertig. Der Operationsbunker, in den Ausmaßen etwa 32 mal 18 Meter groß, wurde am 22. Dezember 1942 abgenommen, ging jedoch wegen der aufwändigen technischen Ausstattung erst im Juni 1943 in Betrieb.

Das Bauwerk verfügte über zwei große Operationssäle, drei kleinere Vorbereitungsräume, einen Raum mit einer Sterilisationsanlage sowie Räume, in denen zwei Röntgengeräte inklusive Dunkelkammer untergebracht waren. Im hinteren Bereich befanden sich mehrere kleine Zimmer für die Ärzte und Schwestern, wo während des Krieges nachts etwa 30 Kinder untergebracht wurden. Zwei Fahrstühle sorgten für die Verbindung mit dem Krankenhaus. Der OP-Bunker verfügte auch über Toiletten und Duschen sowie über eine eigene Klimaanlage, ein Notstromaggregat und eine Fäkalienbeseitigungsanlage.

Der im Grundriss etwa 20 mal 60 Meter große Hochbunker erstreckte sich über sechs Geschosse inklusive eines Kellergeschosses. Es war ein mit meterdicken Wänden ausgestatteter Liegebunker, der bis zu 600 Patienten aufnehmen konnte. Er verfügte über Stahltüren, Gasschleusen, Sanitäranlagen sowie Strom- und Heizmaschinen. Da es keine Fenster gab, konnten die Räume nur notdürftig belüftet werden. Beide Bunkeranlagen waren fast zwei Jahre lang im Betrieb.

Unmittelbar nach Kriegsende bewohnten Flüchtlinge die beiden Bunker, die aber dann schon bald ihre Funktion verloren. Der Flachbunker erhielt um 2012 eine zusätzliche Betondecke, wird die so entstandene Fläche heute als Parkplatz genutzt. In den beiden OP-Sälen, zu erkennen auch an den Fliesen an den Wänden, stehen heute Fahrräder. Die anderen Räume sind durch Türen gesichert. Die Räume dahinter nutzen die Hausmeister als Lager. Die beiden Fahrstühle sind nicht mehr vorhanden.

Die fünf Obergeschosse des Hochbunkers wurden bereits in den 1950er Jahren abgerissen. Beim Neubau des Hauses 2 des Klinikums stieß man auf den Keller und die Fundamente. Auch der Tunnel, der beide Bunker ursprünglich verband, kam um 1998 an das Tageslicht. Alles wurde damals abgerissen.

Bilder

Rechts und links des langen Korridors befanden sich die Schlafplätze der Ärzte und Schwestern. / Foto: Alert
Auf dem Operationsbunker befindet sich heute ein Parkplatz. / Foto: Klinikum
Der große Bettenbunker ragte in den Marienberg hinein. / Foto: Archiv Klinikum
Über den Türen zu den jeweiligen Räumen sind noch die Aufschriften zu erkennen. / Foto: Alert
Der heutige Eingang zum Fahrradkeller. / Foto: Alert
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