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So ganz einfach verschwindet die Geschichte nicht

Historisches
  • Erstellt: 26.11.2024 / 15:01 Uhr von Reiner Heublein
Im September 1942 beschloss das Ministerium für Bewaffnung und Munition, die Lokomotivwerkstatt des RAW als erste derartige Einrichtung in Deutschland vollständig abzubauen und für die Produktion von Panzern umzurüsten. Noch im gleichen Jahr wurde das Lokomotivwerk demontiert und in insgesamt 276 Waggons verladen; es sollte in Kramatorskaja (Sowjetunion/ Ukraine) wieder aufgebaut werden und bereits 1943 schon wieder in Betrieb gehen. Hier sollten vor allem die in der UdSSR erbeuteten Lokomotiven und Waggons auf die deutschen Normen und Spurweite umgerüstet und die Verluste …

… anrollendem Material durch die Partisanen wieder instandgesetzt werden. Viele der Beschäftigten, vor allem Facharbeiter, waren bereits in das neue Werk verlegt worden. Wegen des Rückzuges der Wehrmacht aus diesen Gebieten konnte das neue Eisenbahnreparaturwerk seine Arbeit nicht mehr aufnehmen.

Die Brandenburger Eisenwerke GmbH übernahmen die verbliebenen Anlagen in Kirchmöser. Ab Ende 1942 gehörte eine Halle des Reichsbahn-Ausbesserungswerkes in Kirchmöser als eine weitere Panzerfertigungsstätte zum Unternehmen.

Hier sei folgendes dazu angemerkt.
1939/40 folgte der Bau des P-Werkes - Panzerwerkes - und des Quenz-Werkes entlang der Magdeburger Landstraße. Das Quenzwerk war für die Fertigung von Panzergehäusen vorgesehen und das P-Werk zunächst für die Fertigung von Panzerkuppeln aus Gussstahl. Später ist das P-Werk mit für die Panzerfertigung genutzt worden. Die Panzer waren ohne Antrieb und Innenausstattung. Die Endfertigung erfolgte in Spandau, einem zur F. Flick KG gehörendem Stahlbetrieb. Zum Ende des Krieges wurde die Produktion von Panzerwagen des Typs Panther auf 500 Stück je Monat gesteigert.

Am 12. Mai 1945 übernahm die Rote Armee das Werk in Kirchmöser. Entsprechend den Potsdamer Beschlüssen sollte es als faschistischer Kriegsbau demontiert und gesprengt werden. Der größte Teil der Demontage der Fertigungsanlagen des Panzerwerkes war bereits im September abgeschlossen; die ca. 400 Gebäude der ehemaligen Pulverfabrik konnten jedoch stehen bleiben, nachdem die Kommunistische Ortsgruppe eine Denkschrift an den Kommandierenden der Sowjetischen Besatzungszone verfasst und um die Erhaltung ihrer Arbeitsplätze gebeten hatte, 1946 begannen auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration die ersten Wiederherstellungsarbeiten an Lokomotiven und Güterwaggons. Ab 1946 nutzte die Rote Armee die eine Hälfte des Werkes als Panzerreparaturwerk, sowie als Kaserne.

In der anderen Hälfte nahm das "Reichsbahnausbesserungswerk Brandenburg/West" wieder seinen Dienst auf. Den weiteren Verlauf zum Panzerreparaturwerk der Sowjetischen Streitkräfte ist bekannt. Um 1992 war die sowjetische Armee durch die politischen Veränderungen zur Räumung des Areals gezwungen. Sie hinterließen die besetzten Gebäude weitgehend in einen intakten Zustand. Die alte Bausubstanz wurde aber zu einem großen Zeil verbaut oder abgerissen. Den größten Schaden hinterließen die sowjetischen/ WGT- Streitkräfte mit Tonnen von umweltschädlichen Altlasten auf dem Gebiet des ehemaligen Lokwerkes. Als letzte Liegenschaft in Brandenburg an der Havel wurde das 120.

Instandsetzungswerk mit seinen restlichen 40 Soldaten am 30. August 1994 übergeben. Die Übergabe fand erst 1994 statt, weil der damalige Kommandeur Oberst Tscherpow aus dem Panzerwerk ein Joint-Venture-Unternehmen machen wollte.

Die Übernahme der Bahnflächen (ca. 400 ha) erfolgte durch die Stadt Brandenburg an der Havel am 01.01.2003.

Von 2004-2008 führte die Stadt eine Komplettsanierung auf diesem Gelände durch. Im Rahmen dieser Komplettsanierung und des Abrisses stieß man 2006 auch auf Kelleranlagen, die über die ganze Zeit nie geöffnet wurden. In den Kelleranlagen fand man Frontpanzerplatten für den 38-cm-Sturmmörser (auch bekannt als Sturmmörser Tiger), Panzermotorabdeckungen, Rückplatten, diese teilweise in Ölpapier noch eingepackt, 8 Jagdpanzereinstiegsluken, viele Scharniere für die Einstiegluken, Torsionsstäbe, Nabenschalen und viele Kleinteile, die sogar der damaligen sowjetischen Armee verborgen blieben. Diese Panzerteile für das Fahrzeug wurden damals in Kirchmöser hergestellt. Die Endmontage wurde bei Alkett in Spandau durchgeführt. Insgesamt wurden aber nur 18 Sturmmörser gebaut.

Alle Teile wurden geborgen und an die zuständige Stelle beim Bund übergeben. So unentdeckt blieb der Fund aber auch nicht. Noch ehe die kontrollierte Übergabe erfolgte, waren mehrere Länder und Privatleute interessiert, auch diese Teile zu erwerben.

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