Im Frühjahr 1992 wurde Fritz Weineck, der kleine Trompeter, von seinem angestammten Sockel unweit der einstigen Fritz-Weineck-Schule am Rande von Brandenburg-Nord gestoßen. Unbekannte stürzten die schwere Bronze-Statue damals um. Der Kulturamtsleiter Wilfried Schwarz organisierte seinerzeit die Bergung. Danach stand die Plastik lange in einem Schuppen des städtischen Bauhofes. 2022 sah „Der kleine Trompeter“ dann endlich wieder das Tageslicht. Nach einem Stopp bei der Ost-Cola-Party im Brandenburger Theater nahm ihn vor zwei Jahren das Heimatmuseum in seine Obhut.
Aufgestellt worden war das Denkmal im Oktober 1969 am Hang vor der Schule, musste dann aber in den 1980er Jahren wegen der Wohnbebauung vor den Speisesaal gesetzt werden. Vorausgegangen war am 31. Mai 1968 die feierliche Namensgebung „Fritz Weineck“ für die im Januar 1967 am Nordwesthang des Marienberges fertiggestellte Schule Nord II. Zum 20. Jahrestag der DDR, am 7. Oktober 1969, wurde dann die Statue enthüllt. Schöpfer war der Künstler Hallenser Gerhard Geyer (1907-1989), der bereits 1958 das gleiche Denkmal für die Stadt Halle geschaffen hatte. Dort wurde es am damaligen Riveufer aufgestellt, das dann auch gleich in Fritz-Weineck-Ufer umbenannt wurde. In der Folgezeit wurde der Ort beliebtes Ausflugsziel der Jungpioniere. In Halle wurde Fritz Weineck bereits im Jahre 1990 vom Sockel gestürzt, kam in ein Depot, wo es 2018 hervorgeholt wurde. Es hat heute seinen Platz im dortigen Museum.
Während die Stadt Brandenburg keine Berührungspunkte mit Fritz Weineck hatte, ist dieser ein Sohn der Stadt Halle. Der Bürstenmacher starb 1925 bei einer Wahlkampfveranstaltung der KPD in seiner Heimatstadt durch eine Kugel der Schutzpolizei, die die Versammlung auflösen wollte. Neben dem Trompeter gab es neun weitere Tote. Um ihn wurden in der DDR geradezu Legenden gestrickt. So soll er sich als Mitglied des Roten Frontkämpferbundes kurz vor seinem Tod über Ernst Thälmann geworfen haben, um ihn vor den Kugeln zu schützen.
Der Hype um ihn begann schon kurz nach seinem Tod. Denn schon da entstand das Lied vom kleinen Trompeter. Das fußte allerdings auf dem Soldatenlied um den Signaltrompeter Karl Gustav Ulbach, der im 1. Weltkrieg ums Leben gekommen war. Obwohl die Nazis das Lied in den 1930er Jahren auf den 1929 ermordeten SA-Sturmführer Horst Wessel umdichteten, schafften es das Lied nach dem Krieg in die Liederbücher der jungen DDR. Fritz Weineck wurde zu einem Vorbild für die Jungpioniere aufgebaut. So wurde ab 1959 die Taschenbuchreihe „Die kleinen Trompeterbücher“ herausgegeben. Band 1, “Der kleine Trompeter und sein Freund“, erfuhr bis 1985 immerhin 19 Auflagen. Es gab am Ende fast 200 Bände. 1964 entstand dann auch noch bei der DEFA unter der Regie von Konrad Petzold der Film „Das Lied des Trompeters“.