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Vor 40 Jahren begann die fliegerische Ausbildung zukünftiger Hubschrauberführer in der NVA in unserer Stadt

Historisches
  • Erstellt: 17.11.2024 / 20:01 Uhr von Reiner Heublein
In Brandenburg/Havel gab es von 1983 -1990 die Sektion fliegerische Ausbildung der Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung für Militärflieger. Sie zeichnete für die theoretische Hochschulausbildung der zukünftigen Hubschrauberführer in der NVA verantwortlich. Neben der obligatorischen marxistisch-leninistischen Ausbildung und dem Erlernen von Fremdsprachen (Russisch, Englisch) wurden folgende Fächer unterrichtet:

- Militärgeschichte
- Militärpädagogik/Militärpsychologie
- Militärökonomie
- Militärische Führungswissenschaften
- Taktik
- Nachrichten- und Flugsicherung
- Elektrotechnik/Elektronik
- Automatische Steuerungen
- Aerodynamik/Flugmechanik
- Ingenieurtechnische Hubschrauberkunde (Antrieb, Ausrüstung, Navigation, Bewaffnung, Steuerung)

Die Flugausbildung der Hubschrauberpiloten erfolgte im ersten und zweiten Studienjahr im Hubschrauberausbildungsgeschwader 35 (HAG-35) am Flugplatz Brandenburg-Briest auf Mi-2-Hubschraubern. Im dritten und vierten Studienjahr kamen Hubschrauber vom Typ Mi-8 zum Einsatz. Der zivile Abschluss war Diplomingenieur für Verkehrswesen. Nach der Abschlussprüfung wurden sie zum Leutnant befördert mit dem Flugzeugführerabzeichen der 3. Klasse.

Im März 1983 begann ein Stab von Lehroffizieren die Sektion fliegerische Ausbildung/ Hubschrauberkräfte in der Magdeburger Straße 52 aufzubauen. Kommandeur in dieser Zeit war Oberst Heinrich Schäfer.

1984 wurde mit der Offiziersausbildung begonnen. Vor der theoretischen Ausbildung fand die militärische Grundausbildung statt. Die OHS (Offiziershochschule) für Militärflieger wurde am 24.11.1986 gegründet. Die Sektion fliegerische Ausbildung in Brandenburg/ Havel wurde aus der OHS Franz Mehring herausgelöst und der neuen OHS 1986 unterstellt.

In der Ausbildungssektion und im HAG-35 wurden auch Fähnriche zum zweiten Hubschrauberpiloten/Operateure ausgebildet. Der zivile Abschluss entsprach dem Qualifikationsniveau eines Technikers bzw. Wirtschaftlers (Fachschulabschluss). Mit der planmäßigen Ausbildung sollte im Ausbildungsjahr 1990/91 begonnen werden. Vorab lief eine Testphase seit 1987.

Noch im Jahre 1990 ging die militärische Führung von einem längerfristigen Fortbestand der Einrichtung aus - wenn auch mit veränderten und angepassten Ausbildungsrichtlinien. Mit der Wahl der letzten DDR-Regierung im März allerdings rückte die Wiedervereinigung immer näher, sodass schleunigst Übergangsmöglichkeiten ausgearbeitet wurden.

Mit dem im Januar 1990 erlassenen Befehl zur Sicherung des Studienabschlusses der Anfängerjahrgänge 1986 bis 1989 wurde denjenigen Offiziersschülern, welche den späteren Einsatz als Berufspilot im militärischen wie auch im zivilen Bereich anstrebten, versichert, ihr Studium planmäßig fortzusetzen und zu beenden. Alternativ wurde auch der Erwerb des Diplomabschlusses ohne fliegerische Ausbildung angeboten. Offiziersschüler der Jahrgänge 1988/89, welche sich gegen die fliegerische Ausbildung entschieden, sollten in den aktiven Wehrdienst zurückversetzt werden.

Mit Wirkung vom 15.Februar 1990 wurden laut Befehl 6/90 des Ministeriums für Nationale Verteidigung die Politorgane der Hochschulen aufgelöst, die freigewordenen Ressourcen gingen direkt in die neu gebildeten Organe für Öffentlichkeitsarbeit/ Sozialwesen. Das freigewordene Personal sollte in andere Dienststellungen überführt bzw. beim Wechsel in einen zivilen Beruf unterstützt werden.

Die letzten Absolventen wurden am 10. August 1990 verabschiedet.

Am 23. September 1990 erschien in Brandenburg eine Inspektion durch Bundeswehr-Offiziere zur Vorbereitung der Übernahme der Fliegerkräfte der NVA auch in der Magdeburger Straße. Mit der Außerdienststellung der NVA im Jahre 1990 wurde auch die Sektion fliegerische Ausbildung/ Hubschrauberkräfte aufgelöst.

Noch 1990 übernahm die Bundeswehr das heutige Hochschulgelände von der Nationalen Volksarmee. Nach kurzer Nutzung durch die Bundeswehr wurde das Kasernenobjekt im Frühjahr 1991 dem Bundesvermögensamt übergeben und im Jahre 1992 die Kürassierkaserne durch die neu gegründete Fachhochschule übernommen.

Dieser „Konversion“ genannte Prozess ist auch ein symbolischer Akt:
Statt auf kriegerische Auseinandersetzung mit anderen Völkern setzen wir nun auf Bildung und Verständigung.

Bilder

© Reiner Heublein
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