Im alten Bohnenland zwischen Fohrde und der Stadt Brandenburg gelegen, befindet sich ein großes und im Ursprung auch architektonisch interessantes Gebäude. Das einstige Walderholungs- und späteres Kinderheim steht seit gut 20 Jahren leer. In den Fenstern fehlen die Scheiben, einige Öffnungen sind jedoch gesichert. An den Graffitis ist zu erkennen, dass das Haus immer wieder – wohl von Jugendlichen – heimgesucht wird.
Das Haus ist hinter den Bäumen mittlerweile kaum noch zu erkennen. Eine Zukunft hat diese Immobilie wohl eher nicht. Auch wegen seiner Lage. Das Objekt grenzt direkt an die Deponie und befindet sich daher auch auf der komplett eingezäunten Fläche.
Der Verband Brandenburger Krankenkassen war um das Jahr 1905 – in anderen Quellen 1910 - der Bauherr für das mitten im Wald gelegenen Erholungsheim. Es war dank einer im Keller installierten Warmwasserheizung für Sommer- und Winterbetrieb ausgerichtet, konnte also das gesamte Jahr über betrieben werden. Das in Teilen dreigeschossige Haus mit ausgebautem Dachstuhl verfügte in der Anfangszeit über 32 Betten. Hinzu kamen die Gemeinschaftsräume wie Küche und Speisesaal. In dem sind heute sogar noch große Teile des Parketts aus DDR-Jahren zu erkennen. Die Leitung des Hauses lag in den Händen eines Verwalters. Für einen Arzt, der wöchentlich ein- oder zweimal in das Heim kam, stand ein besonderes Zimmer zur Verfügung.
Erreichbar war die Einrichtung über die Bahnlinie, da das Gleis der 1901 gegründeten Brandenburgischen Städtebahn AG seit 1904 unmittelbar an dem Grundstück vorbeiging und sogar ein Haltepunkt eingerichtet wurde. Etwa 150 Meter vom Heim entfernt wurde der Haltepunkt „Bohnenland“ eingerichtet. Der ist mittlerweile komplett abgerissen, ist davon nichts mehr zu entdecken.
Wohl Ende der 1930er Jahre übernahm die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt das Haus und betrieb dort ein Mütterheim. Das bekannteste NSV-Hilfswerk hieß „Mutter und Kind“. Das betreute Frauen während und auch noch nach ihrer Schwangerschaft. Dieses Müttererholungsheim wurde bis 1945 betrieben. Die NSV wurde 1945 verboten und das Eigentum beschlagnahmt.
Im Jahre 1952 zog in das Gebäude das Sondervorschulheim „Helmut Schinkel“ ein. Dabei ging es um Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen im Alter zwischen drei und sieben Jahren. Nachweislich lebten 1974 dort 44 Kinder. In den 18 Jahren durchliefen immerhin 1155 Kinder diese Einrichtung. Die Bedingungen waren schwierig, da das Gebäude zu diesem Zeitpunkt bereits stark sanierungsbedürftig war. Für kleinere Verbesserungen sorgten immer wieder der VEB Elisabethhütte und der VEB Maschinen- und Gerätebau Brielow, die als Patenbetriebe fungierten. Mit der Wende übernahm der Kreis Potsdam-Mittelmark die Trägerschaft für das Kinderheim. Nun wurden hier 20 Kinder betreut.
Am 1. September 1995 wurde das Haus schließlich wegen Gesundheitsgefährdung geschlossen. Grund war die in Sichtweite gelegene Deponie. Acht der Kinder zogen nach Damsdorf, wo das Luise-Henrietten-Stift damals ein Wohnprojekt betrieb. Die Deponie geht auf den Kalksandstein-Abbau am Fohrder Berg zurück. Schon seit den 1920er Jahren wurde am Westhang ein Kalksandsteinwerk betrieben, das sein Material in Richtung Walderholungsheim gewann. Das Werk wurde 1946 als Reparationsleistung an die Sowjetunion demontiert und in der Folge nicht wieder erneuert.
Ab 1981 wurde die zugehörige Grube als städtische Mülldeponie für Brandenburg genutzt, die in der Folge mehrfach erweitert wurde. Im Jahre 2006 wurde die Deponie dann aber dichtgemacht und nach und nach rekultiviert. Die gesamte Fläche wurde großräumig, inklusive des einstigen Walderholungsheimes, eingezäunt.