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Seit 1977 gibt es den Treffpunkt Digitaluhr

Historisches
  • Erstellt: 03.11.2024 / 20:01 Uhr von Marcus Alert
Am 5. November 1977 um 6 Uhr zeigte die Digitaluhr auf dem Neustadt Markt erstmals die exakte Zeit an. Ein neuer Treffpunkt war geschaffen. Der Termin der Inbetriebnahme war natürlich nicht zufällig gewählt. Wie in der DDR gewohnt, musste ein Feiertag herhalten. Hier war es der 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Nach dem Julianischen Kalender fand die im Oktober statt, nach dem hier gültigen gregorianischen Kalender jedoch am 7. November.

Die Uhr war zur damaligen Zeit eine technische Meisterleistung. In dem Bauwerk waren 1640 Glühlampen verbaut. Durch sie zeigten die Displays im Wechsel von 20 bzw. zehn Sekunden die genaue Uhrzeit, den Wochentag und das Datum an. Einschließlich Sockel war die Uhr 5,23 Meter hoch und an der breitesten Stelle maß sie 2,26 Meter. Die Ziffern waren 80 Zentimeter groß und durch den klug gewählten Standort gleich von vier Seiten aus, also von der Haupt-, der Stein- und der St. Annenstraße und vom Neustadt Markt aus, von den Brandenburgern gut zu sehen.

Entwickelt wurde das moderne Chronometer von Mitarbeitern des Ingenieurbüros für Schiffbau. Wie auch an den beiden Nachfolgeobjekten war hier die Firma Windeck, die damals noch in der Brüderstraße saß, für den Uhrenkörper verantwortlich. Die Schiffswerft in Plaue war an dem damals hochmodernen Bauwerk genauso beteiligt wie das Metallleichtbaukombinat, die PGH Bau und der VEB Stadtwirtschaft.

Schon bald nach der Wende war die Uhr nicht mehr zu unterhalten, es fielen immer mehr Lampen aus. Im Jahre 1996 begannen die archäologischen Ausgrabungen auf dem Platz, die Vorarbeiten für die damals geplante „Rathausgalerie“. Ein Jahr zuvor war bereits der Brunnen am Fuße der Uhr verschwunden. Den Ausgrabungen fiel schließlich auch die technisch nicht mehr zu rettende Digitaluhr zum Opfer. Die wurde von der Firma Windeck geborgen und auf ihrem Betriebsgelände in Rietz aufgestellt. Der Zahn der Zeit nagte jedoch an der Hülle, die dann vor einigen Jahren entsorgt wurde.

Im Dezember 2003 wurde Dietlind Tiemann neue Oberbürgermeisterin. Das „Loch“ im Herzen der Stadt wurde kurze Zeit später zugeschüttet und in der Folgezeit ein Gestaltungswettbewerb initiiert. Den gewann der Architekt Sascha Kipferling. Der entwarf auch den Uhrenkörper in Form ineinander stehender Quader, die eine Ecke des 1945 zerstörten Rathauses darstellen sollen. Der rotbraune Farbton soll an Backsteine erinnern. Enthüllt wurde die neue Uhr am 30. Juli 2005. Auch das Datum war nicht zufällig gewählt. Denn vom 1. bis 6. August fanden in der Havelstadt die Junioren-Weltmeisterschaften im Rudern statt.

Doch nach einigen Jahren versagten bereits die Displays. Zur BUGA wurde ein erster Anlauf genommen die Uhr wieder in Gang zu setzen. Das misslang. Letztlich waren es Oliver Windeck und Oberbürgermeister Steffen Scheller, die das Projekt anschoben. Mehrere Brandenburger Firmen wurden ins Boot geholt. Gut 40.000 Euro wurden aufgebracht. Seit dem 18. Oktober um 12.18 Uhr zeigt die Uhr wieder die Zeit, das Datum und die Temperatur an.

Bilder

Die erste Digitaluhr im Jahre 1992 mit dem Brunnen. Foto: Alert
Die Stadt lud 1977 zur Einweihung der Uhr ein. Repro: Alert
Die abgebaute Uhr stand schließlich noch einige Jahre - hier Einzelzeitfahren - vor der Firma Windeck in Rietz. Foto: Alert
Die neue Uhr wurde 2005 feierlich enthüllt. Foto: Alert
Vor einigen Tagen wurde die mittlerweile dritte Uhr in Betrieb genommen. Foto: Alert
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