Der Autobahnsee unweit von Brandenburg hat eine überaus interessante Geschichte. Seinen Ursprung hat er im Reichsautobahnbau der Nationalsozialisten. Grundlage war ein von Adolf Hitler initiiertes Gesetz, das am 27. Juni 1933 von der Reichsregierung verabschiedet wurde. Am 23. September 1933 setzte der Reichskanzler Adolf Hitler bei Frankfurt /Main den ersten Spatenstich für die erste neue Strecke über Darmstadt und Mannheim nach Heidelberg. Ziel war es jährlich 1000 Kilometer zu schaffen. Das wurde zumindest in den Jahren 1936, 1937 und 1938 geschafft. Da standen gut 130.000 Arbeiter in Lohn und Brot.
Am 17. August 1936 wurde der Abschnitt von Groß Kreutz nach Schermen bei Magdeburg, heute ein Teilabschnitt der A2, freigegeben. Dazwischen lagen zwei Jahre härtester Arbeit. Im Jahre 1934 mieteten sich zuerst Vermesser in den heutigen Brandenburger Ortsteil Göttin ein, die die Strecke mit rotweißen Pfählen absteckten. Aus allen Teilen Deutschlands kamen wenig später die Arbeiter. Fast jede Familie in Reckahn und Göttin bekam seinen „Autobahner“, wobei die Einwohner mit diesem Begriff anfangs kaum etwas anfangen konnten.
Hinzu kamen am Rand der Strecke sogenannte Musterbaracken, wo weitere Arbeiter unterkamen. Die hatten bei den riesigen Erdbewegungen körperliche Schwerstarbeit zu leisten, wobei vor allem die Städter so ihre Probleme hatten. Allerdings wurden auch moderne Maschinen und ein transportables Gleisnetz eingesetzt. Der Autobahnbau beendete nach und nach auch hier die Massenarbeitslosigkeit. Da viele Arbeiter ihre Familie nachkommen ließen, wuchsen in den Orten endlich wieder die Einwohnerzahlen und so füllten sich auch die Gemeindekassen erneut.
Genau zwischen den Orten Göttin und Reckahn entstand die Reichsautobahn. Der dafür benötigte Kies wurde direkt neben der Baustelle entnommen. So entstand letztlich der heute so idyllisch wirkende See. Laut einigen Sporttauchern befindet sich am Grund des Autobahnsees immer noch eine Lore aus dieser Zeit. Kaum war die Straße vollendet, begann der Brückenbau. Gewaltige Gerüste wurden errichtet, ehe die Eisenflechter ihre Arbeit aufnahmen.
Die 19,6 Hektar große Fläche des Sees gehört bis heute der evangelischen Kirchengemeinde Reckahn. Die verkaufte damals den Kies an die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft. Der nicht unerhebliche Erlös floss in eine neue Orgel und in ein neues Kirchendach. Die alte Orgel befand sich zu diesem Zeitpunkt schon in einem sehr schlechten Zustand. Für 190 Taler war sie im Jahre 1773 vom Orgelbaumeister Johann Ephraim Hübner in die 1739 errichtete Kirche eingebaut worden. 1937 wurde dann bei der Potsdamer Firma Alexander Schuke ein neues Musikinstrument in Auftrag gegeben. Als 160. Orgel dieser Firma verfügt sie über zwei Manuale, ein Pedal, elf Register und 550 Pfeifen. 2013 erfolgte eine Restaurierung der Orgel durch Jörg Dutschke von der Firma Schuke.