Die DDR beschenkte sich zum Republikgeburtstag gern selbst. Hatte man 1969 noch die 16,7 Millionen Mark teure „Brücke des 20. Jahrestages der DDR“ zum 7. Oktober feierlich eingeweiht, so folgte fünf Jahre später die Friedenswarte als Bestandteil des gerade gestalteten 22 Hektar großen Parks der Kultur und Erholung. Der Aussichtsturm wurde auf dem Sockel der Bismarckwarte in Rekordzeit errichtet, um die vorausgegangene Sprengung des beliebten Feldsteinmonuments etwas vergessen zu machen. In nicht einmal sechs Monaten entstand der 32,5 Meter hohe Turm. Für den Entwurf sorgten die Architekten Günther Franke und Wolfgang Schoppe.
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Der im Durchmesser acht Meter starke und mit rostfreiem Nickel-Chrom-Stahl verkleidete Turm beherbergt gleich zwei Wendeltreppen, beide mit 180 Stufen. Aus fünf verglasten und fünf offenen Aussichtsplattformen, die auf einem schmalen Schaft aus Beton stehen, gibt es herrliche Rund- und Weitblicke. Bei gutem Wetter sind die Ketziner Silos genauso zu sehen wie die Kuppel der Potsdamer Nikolaikirche oder der Hagelberg im Fläming. Das ist auch möglich, weil die Friedenswarte deutlich höher ist als die verschwundene Bismarckwarte. Die war von Bruno Möhring entworfen und aus Spenden der Bürgerschaft finanziert worden. Zweieinhalb Jahre wurde gebaut und das trutzige Bauwerk schließlich am 1. April 1908 feierlich eingeweiht. Der 1. April war der Geburtstag des „Eisernen Kanzler“, der 1898 verstorben war.
Am 22. März 1974 gegen Mittag wurde die schon seit dem Jahre 1972 baupolizeilich gesperrte Bismarckwarte, offiziell wegen Baufälligkeit, dann aber gesprengt. Die hieß seit 1958 auch schon Friedenswarte, hatten die Stadtoberen mit der Umbenennung gehofft den ungeliebten „Eisernen Kanzler“ aus dem Wortschatz der Brandenburger eliminiert zu haben. Das aber schlug fehl. Am 1. September 1959 verdeckten die Verantwortlichen den vom Künstler Hugo Lederer in Muschelkalk gefertigten überlebensgroßen Bismarckkopf, der zuvor schon aufgrund einer Blechplatte nicht mehr zu sehen war, mit dem Relief einer Friedenstaube. Das hatte der Rathenower Künstler Karl Mertens gefertigt.
Nicht betroffen waren von den vier Zentnern Sprengstoff der komplette feldsteinerne Unterbau. Auch der im Mosaikpflaster eingelassene Spruch „In trinitate robur“ (In Dreieinigkeit sind wir stark) ist heute wieder am Fuße des Unterbaues zu sehen. Die Überreste der Warte – etwa 150 Kubikmeter Granitfindlinge sowie 325.000 rote Klinker - verschwanden sehr schnell. Einige Teile wurden nach der Wende am Wiesenweg entdeckt.
In der Märkischen Volksstimme hieß es am 20. April 1974 dazu: „Der Schutt der alten Friedenswarte ist inzwischen verschwunden. Hervorragende Einsatzbereitschaft entwickelten hierbei Soldaten der Sowjetarmee, Kollektive des SWB, BMK Ost, VEB Kraftverkehr, VEB Bohr- und Sprengtechnik, der Stadtwirtschaft und der Deponie Deetz, die mit moderner Technik in mehreren Schichten arbeiteten.“
Der moderne Turm wurde 1997 unter Denkmalschutz gestellt. Ab dem Jahr 2001 war die Friedenswarte Schauplatz einer von dem Organisator der Loveparade in Berlin Dr. Motte installierten Lichtskulptur. Eine Sanierung des Turms erfolgte im Jahr 2006. Betrieben wird der Aussichtsturm von der Bas.