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Leserbrief: Impressionen von einer Gegenveranstaltung zum AfD-Sommerfest am Samstag

Leserbriefe
  • Erstellt: 18.09.2023 / 10:30 Uhr von Dr. Uta Sändig
Die AFD hatte für den 16. September ab 13 Uhr zu einer als harmloses "Sommerfest" deklarierten Veranstaltung auf den Neustädtischen Markt eingeladen - aber trotz Sonnenschein und aufgeräumter Samstagsstimmung, trotz Bockwurst, Bier, und Hüpfeburg tat sich in den ersten beiden Stunden wenig. Kaum mehr als ein Dutzend Schaulustige standen oder saßen in Nähe der verwaist wirkenden Bühne herum. Auch später hielt sich der Andrang in sehr engen Grenzen. Anders sah es auf der gegenüber liegenden Marktseite aus. Rund um die Postsäule hatten sich etwa 70 junge Menschen versammelt, die dem Aufruf des "Jugendforums Brandenburg" zu einer Gegenkundgebung gefolgt waren.

In Sprechchören, auf Plakaten und Flyern protestierten Aktive aus linken Jugendorganisationen (juso, solid, Antifa), aus Bürgerbewegungen wie "Fridays for future", "aufstehen" und "Bündnis für Frieden" gegen den AFD-Auftritt: "Rassistisch, sexistisch, neoliberal - AFD, Partei fürs Kapital."

In kurzen, knackigen Statements brachten die jungen Redner dann ihren Protest auf den Punkt. Nicht wenige Brandenburger unterbrachen angesichts der engagierten Beiträge ihren Einkaufsbummel. Als erster sprach Jannis als Mitorganisator der Veranstaltung. Er brachte Beispiele, wie die AFD Tendenzen der Entsolidarisierung unter der Bevölkerung verstärkt und Neid und Missgunst schürt, indem sie z.B. mit Bezug auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen, nicht zuletzt auf Ausländer, den systematischen Missbrauch der Sozialhilfe behauptet. Er stellte abschließend fest: "Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda." Pauline vom Jugendforum Brandenburg forderte die Versammelten auf: "Die demokratischen Parteien brauchen jetzt die Unterstützung der Zivilgesellschaft, sie schaffen es nicht allein, den Rechtsruck in der Gesellschaft zu stoppen." Um dann mit einer Kritik am Opportunismus der Grünen und an der Zerstrittenheit der Linkspartei, die eigentlich "eine coole Kraft" sein könnte, fortzufahren. Ben aus Rathenow betonte die Notwendigkeit, jetzt die fortschrittlichen Kräfte zu bündeln und starke Strukturen zu schaffen. Und Max Teske von der Bewegung "Schule für mehr Demokratie", der extra aus Burg angereist war, resümierte: "Wir brauchen ein Miteinander in Vielfalt, statt eines Gegeneinanders in Einfalt."

Auf der anderen Marktplatzseite, die ich zwischendurch mehrmals besuchte, wurde aber gerade dieses "Gegeneinander in Einfalt" gepflegt. "Sieht hier jemand einen Nazi?", fragte der erste AFD-Redner und fuhr fort: "Ich sehe nur linke Brunnenvergifter." Als Hauptrednerin war die Landesvorsitzende Birgit Bessin eingeladen worden. Ihre Sätze hatten einen hohen Wiedererkennungseffekt, von "Wir Deutschen werden drangsaliert und bevormundet." über "Wir holen uns unser Land zurück." bis "Wir werden zu einem kinderlosen Land verkommen." ließ sie kein populistisches Versatzstück aus. "Ich habe immerhin 6 Kinder von 5 Frauen", kommentierte ein Sympathisant, "und alle sind ohne Sozialhilfe groß geworden."

An der Postsäule wurden unterdessen Flyer für die nächste Veranstaltung des Jugendforums verteilt. Die findet am 30.09.2023 im Brandenburger Landtag statt, als "Nachhaltigkeits-Festival" mit dem schönen Titel "Bock auf Zukunft".


Bitte beachten: Meldungen in der Rubrik "Leserbriefe" geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sie sind ein persönlicher Text des jeweiligen Verfassers. Einsendungen sind unter [info@meetingpoint-brandenburg.de] mö:glich.

Bilder

Foto: Ralf Nethe
Foto: Ralf Nethe
Foto: Ralf Nethe
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